Offene Intimität

Sarah • am 23.10.2009 • keine KommentareShare

Lange habe ich mir Nan Goldin nach Berlin gewünscht. Jetzt ist es soweit. Eine Ausstellung in der c/o Berlin zeigt vier ihrer Dia-Slideshows.

Als ich im Sommer 2006 in Paris war, wusste ich nicht, wer Nan Goldin ist oder was sie tut. Im Centre Pompidou ("Le Mouvement des Images") sah ich dann ihre Slideshow "Heartbeat" mindestens vier Mal hintereinander. Der kleine dunkle Raum, Besucher die kamen und gingen, leere und volle Bänke. Ich war gefesselt von der Intimität, die diese Bilder ausstrahlten. Im Hintergrund lief ein Song von Björk, den ich bis heute nicht vergessen habe.

Meine Fotos entstehen aus Beziehungen, nicht aus Beobachtungen. Nan Goldin

Die Fotografierten scheinen weder zu bemerken, dass Nan mit ihnen im Raum ist, noch dass sie beobachtet und fotografiert werden. Als ob sie sich hinter einem Vorhang versteckt und heimlich ihre "Arbeit" tut. Und gleichzeitig ist sie so nah dran, an Haut, Gefühl und Menschen. Nacktheit und Sexualität werden ehrlich und sinnlich eingefangen. Schamgefühl ist ein Fremdwort, für alle Beteiligten - für Fotografin, Fotografierte und Betrachter. Die, die auf der Leinwand zu sehen sind, zeigen, wie es ihnen geht, ohne nur ein Wort zu sagen. Sie öffnen sich vor der Kamera. Und man taucht ein in einen fremden Alltag, der einem plötzlich gar nicht mehr fremd sondern vertraut und nah ist. Die Intimität und das Vertrauen, das sie Nan und damit auch dem Betrachter entgegenbringen, lässt die Szenerie, die man in dem kleinen dunklen Raum erfährt, stark und betörend wirken. Wie eine Vision, wie ein Film, doch viel echter.


Nan Goldin . Poste Restante
Slide Shows / Grids
10.10. bis 06.12.09
in der c/o Berlin

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